Erinnerung an Kathrin Werres


Letzter Tag

Kathrins 18 ter.  Geburtstag war am 21 April . Am Freitag, den 30. April feierte sie mit Ihren Freunden in einer Grillhütte in Hirzenhain. Die letzten 2 Monate hatte sie kein anderes Thema als ihre Geburtstagsfeier, ihre erste große Party. Sie hatte ca. 40-50 Leute eingeladen, doch nur die Hälfte konnte kommen. Ein Teil wollte lieber woanders Tanz in den Mai feiern und ein Teil war zu einer Abi- Fete eingeladen.

Kathrin freute sich aber trotzdem über die Leute, die da waren. Am späten Abend fuhr ich noch mal mit Kai ( Bruder) hoch zu ihr, um zu gucken ob alles in Ordnung ist. Ich gab ihr noch den Hinweis, unsere Telefonnummer auf Handy zu speichern, damit sie uns gleich benachrichtigen kann, falls was ist,. Sie war einfach nur gut drauf, absolut glücklich und dankbar das ich nicht zu lange bei ihr geblieben bin, um sie alleine feiern zu lassen. Am nächsten Morgen half ich ihr beim Aufräumen , bei der Feier hatte alles soweit ganz gut geklappt. Nachmittags aßen wir noch zu Hause von den Resten die übrig geblieben waren. Beim Essen summte Kathrin eine Melodie von einem Lied, das eigentlich nicht ganz Jugendfrei war . Ihren Brüdern gefiel das natürlich und sie lachten sich schief. Kathrin lächelte mich an und meinte, da singen sogar Kinder mit , also ist es doch ein Kinderlied. Es war so ein liebes Lächeln, das man ihr auch gar nicht böse sein konnte.

Abends schauten wir noch einen Film (Nackte Kanone 3ten Teil) und Thomas fiel auf , das sie an Stellen, an denen er lachte, oft abwesend wirkte. Um 19.30 Uhr ging sie dann zu Bett, da sie die Nacht zuvor kaum geschlafen hatte. Sehr vernünftig, sagte ich zu ihr und wir wünschten ihr eine gute Nacht. Gegen 21 Uhr hörte ich ein Stöhnen aus Kathrins Zimmer und ich dachte, sie träumt. Niclas ging noch in Kathrins Zimmer, um nach ihr zu schauen,  und sah, wie sie sich gerade richtig zudeckte. Daraufhin ging er wieder raus und es war ruhig.

Am nächsten Morgen hörte ich Kathrins Wecker und ging hinauf, weil sie nicht darauf reagierte. Kathrin hat Sonntags morgens Zeitung ausgetragen und war total zuverlässig.

Sie lag mit dem Rücken zu mir. Ich rüttelte sie an der Schulter. Ich werde nie diesen Moment vergessen und doch scheint er mir heute genauso unwirklich. Sie war schon starr und kalt.

 

Der 2. Mai 2004

Der 2. Mai 2004 war eigentlich ein Tag, in dem unser Sohn Kai im Mittelpunkt stehen sollte.

Es war sein Tag der Entlassung aus dem biblischen Unterricht, dies entspricht dem Tag der Konfirmation in der evangelischen Kirche. Wir sind in der Freien evangelischen Gemeinde Eibelshausen. Wir hatten sehr viel vorbereitet, mit Einladungskarten, Kuchenbacken usw.

Dies war eine sehr intensive Zeit, gerade Kathrins 18. Geburtstag mit der Feier in Hirzenhain von Freitag auf Samstag, jetzt sollte dieser besonders schöne Sonntag folgen.

Wir haben versucht, zu beschreiben, was uns an diesem Sonntag widerfahren ist. Dies lässt sich jedoch nicht in Worte fassen. Wir haben es bis heute nicht begriffen.

Durch die Obduktion haben wir erfahren, das Kathrin am 01. Mai 2004, 10 Tage nach ihrem 18. Geburtstag und einen Tag nach ihrer Feier gegen 21.00 Uhr an einer Herzmuskelentzündung gestorben ist. Der Arzt, so wurde uns mitgeteilt, hätte in dem Moment daneben stehen und doch nichts tun können. Dies war uns im nachhinein ein gewisser Trost. Auch das man die Virus-Infektion, die dazu führte, selbst bei einem normalen Arztbesuch nicht hätte diagnostizieren können.

Kathrin war am Vortag topfit und es waren, für uns unbegreiflich, keinerlei Anzeichen zu sehen. Dies bleibt für uns unfassbar.

Als sehr bitter empfinden wir, das es uns nicht erlaubt war, nach dem Eintreffen von Arzt und Kripo mit unserem Kind allein zu sein, da zu diesem Zeitpunkt die Todesursache noch nicht klar war. Auch, dass es keine Beamten vor Ort gab, die außer einem sehr saloppen Umgangston (Oh, Entlassung aus dem Biblischen Unterricht und dann das, das ist ja fast wie 6 richtige im Lotto) nicht in der Lage waren, sich ein wenig um uns und unsere anderen beiden Kinder zu kümmern.

Wir haben alle, die wir an diesem Tag eingeladen hatten, angerufen und so haben wir diesen entsetzlichen Sonntag, der eigentlich ein Freudensonntag sein sollte, miteinander verbracht.

Niclas, unser damals 12 Jahre alter  Sohn, sah so blaß und krank aus, das wir uns große Sorgen um ihn machten. Am Abend schlugen wir ein gemeinsames Notquartier in unserem Schlafzimmer auf.

Ich glaube, dass wir unser Haus, das wirklich ein offenes Haus voller Lebensfreude war, auch jetzt noch oft als Notquartier empfinden, auch wenn bald 3 Jahre seit Kathrins Tod vergangen sind.


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